CALEIDOSKOP - STADTMAGAZIN FÜR DORTMUND
UND DEN KREIS UNNA
Ausgabe: Mai, 1993




Arno Löbbe - Maler unseres Titelbildes

Kleines phantastisches Manifest

Ich habe eine wichtige Mitteilung zu machen:
Ich verabscheue das tägliche Einerlei und die auf phantasielosigkeit beruhende Langweiligkeit unseres Zeit die uns ständig dazu zwingt Dinge zu tun, die uns nicht gefallen - wie: Geld verdienen, hässliche Häuser bewohnen, vor roten Ampeln warten, langweilige Berufe zu erlernen oder durch unsere vollkommen verbauten Städte zu irren und bei all dem völlig zu verblöden etc. Warum gibt es z.B. keine gotischen Telefonzellen oder verschnörkelte Barockautos auf unseren Straßen?
Um all diesen Katastrophen etwas entgegen zu setzen, bin ich Maler geworden. Damit ist es mir möglich in meinen Bildern von einer restlos anderen Welt zu berichten.
Ich glaube noch immer an die Behauptung, dass Kunst von Können kommt. Diese sollte immer von der ungewöhnlichen Kreativität und der perfekten Beherrschung des Künstlers für sein jeweiliges Handwerk künden.Was nützt denn dem Musiker eine geniale Idee wenn seine Hände dafür nicht schnell genug über die Saiten seines Instruments tanzen können?
So habe ich mich um die aufwändigen Maltechniken der alten Meister bemüht, die sich durch Präzision und genaue Kenntnisse der Materialien auszeichnet.
Entgegen heutiger Mode aber völlig entsprechend des kommenden Zeitgeistes, lasse ich schon hier und heute in meinen Bildern meine eigene ganz private Welt entstehen. Bizarre Figuren, die wir bestenfalls aus unseren Träumen kennen, wandeln durch halb reale Landschaften und sind mit unbegreiflichen Handlungen Beschäftigt, die selbst ich nur unzureichend erklären kann. Sicher ist nur, daß es in unserer Vorstellungskraft Winkel gibt, über die wir nichts weiter als staunen sollten. Weit entfernt von jeglicher Realität, skurril, bizarr, phantastisch, manchmal prachtvoll manchmal hässlich, aber immer auf- und anregend soll es sein.
Während meine Phantasie weiter arbeitet wie ein Außenbordmotor, werden die Betrachter meiner Bilder einen Kulturschock erleben.
Eine Ausstellung wird sein, als öffne man Das Pharaonengrab eines neuen Tutanchamun.

Ich werde euch alle von dieser lähmenden Langeweile befreien!