WESTDEUTSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG
Ausgabe: Nr. 208. / Montag, 7. September 2009







Fotorealismus von Arno Löbbe

Außergewöhnliche Ausstellung in der Stadtgalerie ist noch bis zum 24. September zu sehen

von Diethelm Textoris

Lünen. "Ich hatte nicht mit einem so großen Menschenandrang gerechnet, jetzt habe ich total vergessen was ich sagen wollte." Doch der Künstler Arno Löbbe ist bei der Eröffnung seiner Ausstellung nur wenige Augenblicke sprachlos.
Dann gelingt es ihm, die Begeisterung und Zufriedenheit in Worte zu fassen. "Hier in Lünen gab es eine traumhafte Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro. Ich fand ideale Örtlichkeiten vor, sodass ich meine Werke am liebsten für immer hier lassen würde, um an dieser Stelle ein Arno-Löbbe-Museum zu eröffnen."

Es sind in der Tat einige hundert Kunstinteressierte, die sich am Sonntagmorgen in der Stadtgalerie eingefunden haben und von Jochen Otto als Vorsitzenden des Kulturausschusses und vom Kreistagsabgeordneten Adrian Mork "als Bewunderer seiner Werke" begrüßt werden. Und es sind keine alltäglichen Werke, die die Besucher bewundern können. Radierungen, Federzeichnungen und Ölgemälde auf Holz zeigen die frühe Schaffensperiode, als der Künstler kaum 20 Jahre alt war. Obwohl er noch auf der Suche nach seinem Stil war, zeichnet sich bereits der Perfektionist ab. Da ist als Radierung "Die Verrückte", eine mit geschlossenen Augen tänzelnden Frau, die der Wirklichkeit weit entrückt in andere Sphären schwebt, da ist der "Afrikaner", mit Pastellfarben auf dunkles Holz gemalt, der an die Kunst der Naturvölker erinnert und das "Selbstportrait in grün" in erstaunlicher Nähe zu Salvador Dalis Surrealismus.

Im Laufe der Jahre perfektionierte der Künstler seinen Perfektionismus und fand zu einem Stil, der am zutreffendsten als "Fotorealismus" beschrieben werden kann. Das Bild "Cherry and cream" eine mit Sauerkirschen belegte Waffel, über deren Ränder die heißgewordene Sahne zerläuft, lässt beim Betrachter das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die monumentale Rose ist so realistisch dargestellt, dass man fast glaubt, deren betörenden Duft in der Nase zu spüren. Detailgetreuer kann keine noch so teure Digitalkamera die Wirklichkeit abbilden. Gaby Protze, selbst Fotografin mit geschulten Blich: "Eines seiner Bilder hat mir so gut gefallen, dass ich es am liebsten sofort gekauft hätte. Doch er sagte, das sei doch längst nicht fertig. Dann hat er noch wochenlang Einzelheiten herausgearbeitet."

Dem Künstler ist die Freude an der gelungenen Ausstellung anzumerken. Man sieht, wie er mit ihr verbunden ist, wie er sich über die positiven Publikumsreaktionen freut. "Mit den Galeristen habe ich manchmal meine Schwierigkeiten, bei den Besuchern komme ich immer gut an."

Obwohl der Künstler vom Verkauf der Bilder lebt, möchte er an diesem Tage über die Preise nicht sprechen, vertröstet die Interessenten auf einen späteren Zeitpunkt: "Verkaufsgespräche stören im Augenblick."

Die außergewöhnliche Ausstellung, die schon am Eröffnungstag Besucher aus ganz Nordrhein-Westfalen anzog, ist noch bis zum 24. September in der Stadtgalerie zu bewundern.